Die Überraschung

Erfindet eure eigenen Geschichten...
Joey_Pendanski
ehemaliges SGC-Mitglied
ehemaliges SGC-Mitglied
Beiträge: 226
Registriert: Sonntag 27. Mai 2007, 17:18

Die Überraschung

Beitragvon Joey_Pendanski » Freitag 22. Februar 2008, 01:15

„Verdammt noch mal, warum funktioniert der Kaffeeautomat nicht mehr!?“ Nach mehreren Stunden pausenloser Arbeit hatte ich mir doch eigentlich einen frischen Kaffee verdient. Aber die verdammte Kaffeemaschine funktionierte einfach nicht. „Hey Lucy, was ist heute mit dem Kaffeeautomaten los?“, fragte ich meine Sekretärin. – „Wie oft muss ich es ihnen noch sagen, Mr. Jones: Ich bin ihre Sekretärin und die bringen für gewöhnlich ihrem Chef den Kaffee. Sie hätten einfach nur was sagen sollen. Gehen sie schon mal in ihr Büro und ich bringe ihnen sofort den Kaffee. „Du bist die Beste, Lucy!“, lobte ich sie und ging in mein Büro. Ich stellte mich vor das Fenster und genoss den Ausblick über Berlin aus meinem Büro im 30. Stock.
Plötzlich klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab. Es war Mr. Hoffman, mein Chef. „Jones, haben sie den Bericht schon fertig, um den ich sie gebeten hatte?“ – „Der liegt schon seit einer Woche auf ihrem Schreibtisch, Mr. Hoffman.“ – „…..Oh! Stimmt, da ist er ja.“
Nicht gerade das, was man sich unter einem Chef vorstellt. Entweder er war total blöde oder er hatte Alzheimer. „Vielen Dank, Jones. Ich werde…“ BANG! Der Hörer explodierte direkt neben meinem Ohr. Tausend kleine Schrapnelle flogen im Zimmer umher. Für einen Moment hörte ich gar nichts. Dann kam langsam ein Pfeifen im rechten Ohr und wurde immer lauter. Ich hörte alles nur noch dumpf und ganz leise. Nach ein Paar Sekunden meldete sich das Gehör im linken Ohr wieder. Rechts hörte ich fast nichts. Blut schoss mir über die Wange. Ich suchte nach einem Taschentuch, bemerkte dann aber plötzlich etwas: Es war nicht nur mein Telefon, das explodiert war – mein Kopierer, mein Drucker und mein gesamter Computer waren zerstört. Es sah so aus, als ob die Geräte geplatzt wären. Die Kabel waren längs aufgerissen und das ganze Büro war übersät von Splittern und Schrapnellen.
Ich griff nach einem Taschentuch und drückte es mir auf das Ohr. Dann kam der Schmerz – ein Stechen und Brennen – aber nicht nur im Ohr: Meine Hose und mein Hemd waren überall zerrissen. Ich hatte überall kleine Schnitte, die mir die Schrapnelle zugefügt hatten. Heilfroh, dass keine lebenswichtige Arterie getroffen worden war, erblickte ich mein Spiegelbild im Wandspiegel. Es sah so aus, als wurde ich von einem wilden Raubtier angefallen. In diesem Aufzug trat ich aus dem Büro, um zu sehen was mit den anderen war. Doch von den anderen war nichts zu sehen.
Es war irgendwie merkwürdig still im Gebäude. Die mir gewohnte Kombination aus klackernden Tastaturen und klingelnden Telefonen fehlte. Ich blickte mich um: Überall lagen Papier und Metallteile. Die ganzen Geräte waren genauso zerstört, wie die in meinem Büro. Die Lampen waren ebenso kaputt und nur von den Fenstern aus kam Licht in die Büroanlage. Die Sonne stand schon tief und hüllte alles in einen goldenen Schimmer.
Ich blickte zum Schreibtisch meiner Sekretärin, aber sie war nicht da. „Sie wollte mir doch Kaffee machen.“, erinnerte ich mich. Also ging ich um die Ecke, wo der Kaffeeautomat stand – oder das, was von ihm übrig war. Direkt davor lag Lucy. Sie war von oben bis unten mit Kaffee bespritzt – Kaffee, der eine merkwürdig dunkelrote Farbe hatte. Ich drehte ihr Gesicht zu mir und mir blieb für einen Moment die Luft weg. Ihre Augen waren weit aufgerissen und starrten mich an. Mir war nicht gleich klar, ob sie noch lebte oder ob sie schon tot war. Der große Metallsplitter, der tief in ihrem Hals steckte, gab mir Aufschluss. Plötzlich fing der Boden an zu vibrieren, zuerst nur ganz schwach, dann immer stärker und stärker. Ein Erdbeben in Berlin? So was hatte ich noch nie erlebt. Ich versuchte mich festzuhalten, denn das ganze Gebäude wackelte hin und her. Auf einmal war ein ganz lautes Donnern zu hören, das mit einem großen Knall endete, und alles erbebte noch stärker. Das einzige, was ich in diesem Moment dachte, war: „Heute sollte doch ein stinknormaler, langweiliger Arbeitstag werden, und jetzt das!“
Nach etwa einer Minute war es vorbei. Ich sah zum Fenster raus und es verschlug mir die Sprache: Ein ganzes Gebäude von etwa 40 Stockwerken lag quer auf der Straße. Es hatte nur knapp unser Gebäude verfehlt. Den Boden konnte man nicht erkennen, denn die Straßen waren alle in Staub gehüllt, der durch den Einsturz des Gebäudes entstanden war. Durch diese Staubschicht schimmerte ein gelb-rotes Licht, wie als ob die Straße mit Lava übergossen war. Ganz kurz schien es mir, als ob ich Schreie von unten hörte. Menschliche Schreie, aber auch eine andere Sorte, die mir unbekannt schien und mich erschaudern ließ.
Ich beschloss nach unten zu gehen, um zu sehen, was dort los war. In einer Situation wie dieser, hätte jeder andere Mensch den Fahrstuhl gemieden, denn durch das Erdbeben war es sehr unwahrscheinlich, dass er noch in Betrieb war bzw. es noch lange bleiben würde. Und die Tatsache, dass sämtliche elektronische Geräte explodiert waren, war ein eindeutiger Grund dafür, dass auch der Fahrstuhl den Geist aufgegeben haben müsste. Doch faul wie ich von Natur aus war, konnte ich nicht umhin, es wenigstens zu versuchen. 30 Stockwerke zu Fuß zu überwinden, entsprach nicht meinem Sportsgeist, auch wenn es abwärts ging.
Der Fahrstuhl lag im Zentrum des Gebäudes – da wo das Licht von den Fenstern nicht mehr durchdrang. Es war also stockfinster. Ich ertastete die Fahrstuhltür und drückte auf den Knopf – Hey! Ein Pfeil leuchtete auf und zeigte, dass der Fahrstuhl sich nach oben bewegte. Er funktionierte also tatsächlich. Ich lehnte mich an eine Wand und wartete geduldig.
Merkwürdig. Mein Ohr wurde mir gerade weggesprengt, meine Sekretärin lag tot vor der Kaffeemaschine (die auch tot war) und ich sah aus wie Tarzan in Hemd und Krawatte nach dem Angriff der Säbelzahntiger, und doch war ich total entspannt und fühlte keinerlei Trauer, Schmerz oder Angst. In meiner Situation müsste ich doch von einer Panikattacke zur nächsten rennen. Vielleicht war ich meines stinknormalen, langweiligen Arbeitsalltages einfach überdrüssig geworden. Vielleicht war diese Situation hier genau das, was ich mir insgeheim schon immer gewünscht hatte – ein Ausnahmezustand.
Den Tod meiner Sekretärin hatte ich mir natürlich nicht gewünscht und die anderen Mitarbeiter – Moment mal, was war denn mit den anderen. Ich hatte bisher niemanden gesehen. Waren die etwa auch von ihrer Elektronik weggesprengt worden? Der Aufzug war jetzt schon fast da. Ich beschloss kurz „hallo“ zu rufen….
Es antwortete niemand. Ich rief noch mal, aber diesmal lauter…. Niemand antwortete. Ich versuchte es ein letztes Mal….

Bing! Der Aufzug war da. Die Tür öffnete sich ganz langsam. Der entspannte Zustand wich aus meinem Körper, als sich mir dieser schaurige Anblick eröffnete: Miss Barnett, unsere Abteilungsleiterin, lag ausgestreckt auf dem Boden des Fahrstuhls. Der ganze Boden war mit ihrem Blut bedeckt. Ihr Oberkörper war aufgerissen – wie von einem wilden Raubtier. Konnte ein explodierendes Elektrogerät tatsächlich solche Verletzungen zufügen? Ihre Rippen waren nach außen gebogen, als ob etwas seine Krallen in ihren Brustkorb gerammt hätte und sie dann aufriss. Es war grauenvoll. Ihre Augen starrten ins Lehre – mit einem Ausdruck des Schreckens. Mir fiel auf, dass ihr Herz fehlte. Nein, das war eindeutig nicht das Werk eines Elektrogeräts.
Ich nahm allen Mut zusammen und trat in den Fahrstuhlkorb, drückte schnell auf „Erdgeschoss“ und schaute nach oben, um ihre Leiche nicht sehen zu müssen. Das musste ein Traum sein – ein sehr böser Traum. „Reiß dich zusammen Frank! Ausnahmezustand – das war es doch was du wolltest. Nun, hier hast du es.“ Die Fahrt kam mir vor wie eine Ewigkeit.
Als der Fahrstuhl ankam, schlüpfte ich sofort raus, als die Tür gerade mal zur Hälfte offen war. Aber ich blieb sofort stehen. Mehrere Augenpaare drehten sich ganz langsam in meine Richtung – rote Augen… keine Menschenaugen. Diese Augen saßen auf breiten Mäulern mit scharfen Zähnen. Ein ganzes Dutzend furchterregender, scheußlicher Kreaturen.
Sie standen über einem ganzen Berg voll blutiger Menschenleichen und funkelten mich an. Das war eine ganz klare Message an mich. „Oh shit.“, flüsterte ich und trat ganz leise und vorsichtig zurück in den Fahrstuhl. Dumb! Da, wo ich den Eingang zum Fahrstuhl vermutete, war nur noch eine geschlossene Tür. Die Kreaturen fingen an zu brüllen und einer nach dem anderen bewegte sich langsam in meine Richtung. „Scheiße!“ Ich drückte auf den Fahrstuhlknopf wie ein Besessener, während die Monster sich schon die Zähne leckten, mit ihren gespaltenen, schleimigen Zungen. „Nein, verdammt noch mal! Da will ich nicht enden! Komm schon! Komm schon! KOMM SCHON!“ Eines der Viecher holte mit seiner Pranke weit aus. Es war nur noch zwei Schritte von mir entfernt.
Wuuusch! Im letzten Augenblick sprang ich zur Seite. Der Prankenhieb riss den Beton von den Wänden. Ich sprang auf und rannte so schnell ich konnte. „Die Treppe!“ Das war das erste Mal in meinem Leben, dass der Gedanke an eine Treppe mich erfreute. Das Gebrüll hinter mir wurde lauter. Dum!Dum!Dum! Sie stampften verdammt schnell hinter mir her und warfen alles um, was im Weg war. Da war die Treppe! An ihrem Ende die Tiefgarage.
Und dort stand mein Auto. Krach! Ein Prankenhieb trug den Beton von einer Wand und schleuderte ihn in meine Richtung. Ich bekam die volle Breitseite. Einer der Steine fegte meine Füße weg und so flog ich die Treppe runter – mit dem Kopf voraus. Das war das Ende. Ich schlug auf dem Boden der Tiefgarage auf. Ich konnte tatsächlich kleine Sternchen sehen, wie sie vor mir herumschwirrten. Und ich hatte mich immer gefragt, woher dieser Ausdruck kommt. Jetzt wusste ich es. Mein Gehör versagte fast vollständig. Ich sah nur noch schemenhaft, wie die Biester auf mich zustampften – ihres Sieges sicher. Sie ließen sich Zeit. Sie wussten, dass ich fertig war. Ihre breiten Fratzen verzogen sich zu einem Grinsen. Ich schwand langsam dahin...

[Ich bitte um Kritik]
Zuletzt geändert von Joey_Pendanski am Montag 25. Februar 2008, 04:21, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Mike Niven
ehemaliges SGC-Mitglied
ehemaliges SGC-Mitglied
Beiträge: 1680
Registriert: Donnerstag 8. Februar 2007, 15:45
Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
Position im Team: Astrophysiker
Einheit: SG-4

Re: Die Überraschung

Beitragvon Mike Niven » Freitag 22. Februar 2008, 01:47

Sehr gute Geschichte Joey:-) spannend
Bild

Zurück zu „Fan Fiktion“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste