LAN Partys und deren Folgen *g*

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Vincent_McNeill

LAN Partys und deren Folgen *g*

Beitragvon Vincent_McNeill » Donnerstag 27. März 2003, 16:01

gefunden auf Counter-strike.de

Die Augen rot unterlaufen und mit tiefen Ringen darunter stehe ich vor dem Spiegel in unserem Badezimmer. Aus dem Lautsprecher des Radios dröhnt in schlechter Qualität irgendwas von den Beatles, meine gepeinigten Ohren schmerzen und quittieren alle paar Sekunden ihren Dienst. Stechender Schmerz im Kopf macht das Zähneputzen zu einer Qual.
Etwas Wasser ins Gesicht, um die eher bescheidene Durchblutung wieder in Gang zu bekommen, und mit etwas Gel lassen sich auch die Haare in eine akzeptable Form bringen. Mit frischen Klamotten und einer Sonnenbrille zum kaschieren der Ränder unten den Augen - ein Glück das Sommer ist, und man mit Sonnenbrille nicht gleich auffällt - mache ich mich auf den Weg zum Bus, um rechtzeitig in die Schule zu kommen, denn es ist wieder mal ein Montag nach einer LAN-Party. Meine letzte, wie ich mir selber immer wieder versichere. So kann das nämlich nicht weitergehen.
Zur Haltestelle sind es zwar lediglich dreihundert Meter, und doch spielen meine Beine nicht so mit, wie es mir gefallen würde. Müde schleife ich mich die kleine Steigung hinauf und stolpere andauernd über meine eigenen Füße Der Bus ist wie immer bis zum platzen gefüllt. Der Gestank von Schweiß und einem Leberwurstbrot, das ein Typ zwei Reihen vor mir in sich hinein stopft, vermischen sich und regen meine Sinne dazu an mich ungehalten auf meine blonde und attraktive Sitznachbarin zu erbrechen. Leise würgend kann ich mich bis zu meiner Endstation beherrschen.
-Verdammt tun meine Augen weh-.
Als die Tür sich öffnet springe ich aus dem Bus und sauge die frische Luft voller Wonne in mich hinein. Auf das schöne Gefühl gute Luft zu atmen folgt erbärmlicher Schmerz.
Die Beine zeigen mir nun auf ihre Art und Weise, dass man nicht einfach aus einem Bus hüpft, wenn man einen frischen Muskelkater hat. Und auch meine Augen stimmen in das Konzert der Schmerzen mit ein.
Mit letzter Kraft quäle ich mich auf eine nahe gelegene Bank und setze mich erleichtert hin. Doch ich weiß ich kann nicht lange verweilen, da meine Mathelehrerin kein zu spät kommen anerkennt, und ohne Reue jeden Nachzügler draußen vor der Tür lässt und ihm eine Fehlstunde einträgt. Also stehe ich auf und stelle mich meinem persönlichen Kampf mit meinen Beinen und meinem Kopf. Der Weg zieht sich unendlich lange hin. Wie lange gehe ich schon? Zwei oder drei Stunden? Ich blicke auf die Uhr und bemerke erstaunt, dass es nur drei Minuten sind. Als ich wieder auf blicke, sehe ich meine Schule hinter einer Baumreihe aufragen. Sie scheint mir heute irgendwie größer als sonst. Endlich. Der Eingang zu meiner Schule liegt vor mir und schreite hindurch. Nur noch wenige Meter bis zu meiner Klasse, sage ich mir, um meine nach halt schreienden Beine zu beruhigen.

Gott sei Dank, ich bin nicht zu spät, sogar eher zu früh. In der Klasse sitzen erst drei Schüler. Es sind die beiden schönsten Frauen unserer Klasse und mein bester Freund Jan Christian, oder kurz JanCa. Nun kann ich doch wieder ein bisschen lächeln, was aber nur von kurzer Dauer ist, da eine neuerliche Woge des Schmerzes herein brich. Stöhnend und völlig kraftlos schleife ich mich auf meinen Platz und bleibe regungslos liegen. Und trotz pochender geschlossener Augen kann ich die Blicke meiner Mitschüler spüren. Doch ich bin zu kaputt ihnen zu sagen ich sei nur müde.... und total ausgebrannt. Und dann stellt JanCa die Frage, er weiß halt immer was mit mir ist. "LAN?" Höre ich seine Stimme fragen. Mit letzter Kraft und unter starken schmerzen hebe ich den linken Arm und balle eine Faust. Dann zwinge meinen Daumen nach oben. Ich lasse den Arm wieder sinken und spüre wie dankbar mir mein Körper dafür ist. Und wieder; obwohl ich nicht aufsehe, weiß ich das JanCa den Kopf schüttelt. Dann fängt er wieder an mit den beiden Mädchen zu reden. Unterdessen sind weitere Schüler eingetroffen, die aber nichts fragen, da sie diesen jämmerlichen Anblick gewohnt sind.
So bleibe ich nun liegen, bis alles leise wird und die Klassentür mit einem dermaßen lauten Knall zu geworfen wird, der mir nicht nur sprichwörtlich durch Mark und Bein geht. Mein Kopf rast. Und ich weiß, das sie es ist: meine verhasste Mathelehrerin. Und außerdem ist sie auch noch Klassenlehrerin und Leiterin des zwölften Jahrgangs. Und diese Frau hat nichts anderes zu tun, als sich ausgiebig darum zu kümmern, dass ich Montags immer schön wach bin und für den gegenteiligen Fall meine Mutter anruft. Das ist der absolute Gau, denn das kann wie vor einem Monat zur LAN-Sperre führen. Und das heißt kein Counter-Strike. Ohhhh, diese F....F....Frau die.
Und so raffe ich mich trotz Schmerzen und Schwindelgefühl auf und zwinge ein Lächeln auf mein Gesicht. Man sieht mir die Strapazen der letzen Tage nicht an. Nur meine Augen könnten nun noch von den zwanzig Stunden Netzwerk zeugen und die sind ja gut versteckt unter der Matrix-Style Sonnenbrille. "Mario?" Fragt meine Lehrerin in dieser viel zu hohen Stimmlage. "Ja," antworte ich gezwungen lächelnd "was ist denn?". Sie sieht mich eindrücklich an. "Würdest du so freundlich sein, und im Unterricht die Sonnenbrille abnehmen?" Oh Gott, denke ich nur und bin mir schon bewusst, dass sie alles weiß. Sie weiß es alles; die stundenlangen Matches CStrike und die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Langsam ziehe ich mir die Brille von der Nase, als ich sie unten habe schreit mein ganzer Kopf vor Schmerzen nach Erholung. Ah, diese Schmerzen in den Augen. Hätte ich nicht daran denken können, dass das helle Licht der Leuchtstoffröhren meinen Augen nicht gut tut? Stark blinzelnd schaue ich zu meiner Lehrerin auf, die nun direkt vor mir steht. "Was soll ich nur machen?" Fragt sie "Wieder deine Mutter anrufen? Nein dieses Mal nicht. Ich betreue die Klassenfahrt nach Hannover diese Woche. Aber, Mario, mache dich bereit das ich deine Mutter nächsten Montag anrufe, und sie in die Schule bitte." Sie schaut mich eindringlich an und hofft, so glaube ich zu erkennen, auf ein Zeichen der Wut, der Enttäuschung von mir, weil sie mal wieder meine Mutter anruft. Oh, wart nur denke ich, wenn ich erst mal 18 bin! Dann kann sie mir nicht mehr drohen. Aber als sein nichts passiert fährt sie fort: "So und nun zum Unterricht....." Mir soll es recht sein aber, mehr höre ich gar nicht, da meine Gedanken nur bei einer Sache sind: ich kann dieses Wochenende wieder Netzwerken.
Mit konfusem Blick und totaler Leere im Kopf lasse ich den Unterricht auf mich herein prasseln und vorüber ziehen, wie einen kurzen Schauer an einem heißen Juli Abend.
Fragen meiner Lehrerin beantworte ich mit einem schmerzenden Lächeln und den Worten: "Das wüsste ich auch gerne...".
Und dann endlich. Die Klingel, welche die Pause einläutet. Mit dem Gedanken ans nächste Wochenende und Counter-Strike im Kopf spüre ich die Schmerzen schon gar nicht mehr. Und auf meinem Weg zum Raucherhof begegnet mir Moritz, oder besser gesagt "Noely".
Er redet irgendwas, was ich nicht verstehe, weil ich noch total benebelt, bin von Müdigkeit gelähmt und überwältigt von Schmerzen. Doch dann erwähnt er die goldenen Worte: "Am Samstag ist Netzwerk bei 'Maniac', kommst du auch?" Die Frage hätte er sich auch sparen können.


Written by: --OpH--Jahwe at 07.13.2k

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